Hast Du Beziehung gelernt?
In meinem letzten Webinar habe ich darüber gesprochen, das ich herausgefunden habe, dass uns, den Menschen in Deutschland, die Fähigkeit für Bindungen und Beziehungen mit Absicht nicht beigebracht wurde.
Angefangen hat es bereits im ersten Weltkrieg, doch Hitler hat es auf die Spitze getrieben, indem er systematisch viele seelisch oder körperlich dauerhaft Kranken einfach ermordet hat. Psychiatrien gab es nach dem zweiten Weltkrieg kaum noch.
Natürlich gab es trotzdem Unmengen von traumatisierten Menschen, doch jeder wusste, dass der Nationalsozialismus nichts für schwache Menschen übrig hatte. Hitler war ein Anhänger Darwins, dessen Theorie sinngemäß besagte, dass nur die Starken überleben. Diesen Prozess wollte Hitler fördern.
Soldaten, die nicht in den Krieg zurück wollten, wurden gefoltert. Im ersten Weltkrieg wurde es als Landesverrat gesehen und wurde mit dem Zuchthaus geahndet.
Es galt der Satz:
“Ein Soldat hat mehr Angst vor seinem Offizier als vor dem Feind.”
Hitler bestrafte diese Soldaten sogar überwiegend mit dem Tod. Das Schwache musste weg und zwar möglichst von der Wiege an. Säuglinge wurden derart psychisch verwahrlost, dass sie kein Vertrauen in die Welt und die Gemeinschaft entwickeln konnten. Hitler propagierte ein Buch von Johanna Haarer “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.”
Es wurde millionenfach verkauft und war ein Bestseller.
Zwischenzeitlich weiß man, dass es eine Anleitung ist, einen Menschen Bindungs- und Beziehungsunfähig zu machen.
Auf “haltlose” Menschen konnte Hitler besser Einfluss zu nehmen. Sie sehnen sich nach einer geregelten Gemeinschaft und er konnte noch mehr ein Führer sein.
In dem Ratgeber dieser Zeit sollten Säuglinge nach ihrer Geburt erst 24 Stunden später ihre erste Nahrung bekommen. Gestillt wurde sowieso nur an einer Brust und das maximal 20 Minuten. Frühestens nach drei, doch besser noch nach vier Stunden, gab es die nächste Nahrung. Babys durften gewickelt werden und sollten dann beiseite gelegt werden. Sie sollten von Anfang an erfahren und lernen, wer das “sagen” hat. In der Nacht mussten sie für acht! Stunden alleine sein. Es gab weder liebevolle Berührungen noch Trost, wenn das Baby weinte.
Derart unterversorgte Säuglinge und Kinder befinden sich in einem ständigen Mangel. Das kann sich wohl jeder vorstellen.
Die Konsequenz ist, dass die kleinen Wesen auf der einen Seite eine sehr große Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Fürsorge habe und gleichzeitig lernen sie, diese zu vermeiden. Es tut einfach weh, wenn der andere nicht reagiert. Du bettelst quasi und keinen interessiert es.
Außerdem kann sich zeitgleich eine sehr große Wut entwickeln, weil andere Menschen so eine große Macht über Dich haben. Diese Wut kann sich auf Dein Umfeld erstrecken und gelegentlich richtest Du sie auch auf Dich, weil Du wütend über Deine eigene Bedürftigkeit bist. Scham kann sich zusätzlich einstellen, denn andere Menschen scheinen so viel weniger bedürftig zu sein.
Menschen, die eine solche Kindheit hatten, tun sich schwer mit Beziehungen und Bindungen jeglicher Art.
Kommunikation und der Umgang mit Anderen erscheinen ihnen energieraubend und schwierig. Geschäftsbeziehungen oder nüchterne Beziehungsstrukturen sind leichter. Diese sind klar strukturiert und vereinbart. Es kommen keine Gefühle darin vor, die mal so und mal so sind. Und auf die scheinbar oft kein Verlass ist.
Heutzutage weiß man, dass Gefühle zulassen und Bindungen eingehen zu können Fähigkeiten sind, die idealerweise in der Kindheit gelernt werden. Es geht nicht darum, dass es nie seelische Schmerzen gibt. Es geht eher darum, dass du gelernt hast, Deine Wunden zu versorgen und gegebenenfalls Hilfe anzunehmen. Und das Du Gewissheit hast, wieder Ganz zu werden.
In der Psychologie nennt man es Urvertrauen.
Viele Menschen können und kennen das nicht und haben deswegen Magengrummeln, wenn sie soziale Kontakte eingehen.
Die Wissenschaft weiß mittlerweile, dass es für Dein “Ich-Gefühl” überlebenswichtig ist, dass Du als Baby so einfache Sachen wie Berührungen und Augenkontakt bekommst.
Du kannst auf YouTube einige grausame Experimente des Säuglingsforschers und Psychoanlytikers Rene Spitz sehen. Wenn Du jemand bist, dem Bilder unangenehm im Gedächtnis bleiben, dann google besser nur seine Arbeit, wenn es Dich interessiert.
Gott sei Dank werden Menschen in Deutschland von Generation zu Generation wieder “weicher”.
Weich heißt in meinen Augen nicht schwach. Im Gegenteil, nur wer flexibel ist kann sich nach einem Angriff wieder aufrichten. Eine Eisenstange kannst Du nur verbiegen, wenn Du sie vorher weich machst. Ansonsten bricht sie. Bist Du starr im Geist und Gefühl, dann kannst auch Du leicht zerbrechen.
Lange Zeit hat man gedacht, dass das Gehirn – einmal ausgebildet – unveränderbar ist. Heute weiß man, dass das glücklicherweise nicht so ist.
Bist Du in einer Familie aufgewachsen in der es an Liebe und Geborgenheit gefehlt hat? Dann verzeihe Deinen Eltern, wenn Du kannst. Wir Deutschen haben eine Reise hinter uns, die uns ein reges Gefühlsleben nicht erlaubt hat.
Ja, manchmal sind wir sogar unangenehm berührt, wenn wir erleben, wie Personen anderer Länder ihre Gefühle zur Schau stellen. Das geht mir auch so. Doch was genau berührt uns so unangenehm? Wir müssten es nicht mögen, doch warum schämen wir uns stellvertretend?
Gefühle dieser Art zeigen uns meines Erachtens immer, dass dort noch tiefer eigener Schmerz sitzt, der dadurch angesprochen wird und reagiert.
Leider fördern die sozialen Medien heutzutage die Isolation und beeinflussen ebenfalls das Bindungsverhalten auf ungünstige Art und Weise.
Es ist denkbar, dass zum Beispiel ein Kind kein gutes Beziehungsverhalten von seinen Eltern oder Bezugspersonen lernt. In der Jugend muss es sich auch nicht damit auseinandersetzen, sondern kann sich hinter seinem Handy oder PC “verstecken”.
Wenn der Jugendliche nicht erreichbar sein möchte, muss er das so auch nicht. Er reagiert dann einfach nicht auf Mails oder whatsapp.
Auf diese Art und Weise verstärkt sich die mangelnde Kommunikations- und Bindungsfähigkeit noch mehr. Dann macht der Jugendliche eine Ausbildung und erlernt einen Beruf. Da die Bindungsfähigkeit nichts mit Intelligenz zu tun hat, kann es sehr gut sein, dass er ein Meister seines Fachs wird. Wenn er Pech hat, hat er viel mit Menschen zu tun und womöglich noch Führungsaufgaben.
Ein Dilemma der heutigen Zeit …
Der Umgang mit seinen Gefühlen und der Gefühlen von anderen Menschen, Kommunikation und Beziehungen sind erlernbare Fähigkeiten, die sich lohnen.
Du machst Dir und anderen das Leben leichter, wenn Du Dich darauf einlässt.
Es wird Menschen geben, die Dir weh tun oder anders handeln als Du es möchtest. Auch wird es immer wieder Situationen geben, in denen Du selbst anders handeln möchtest, als andere Menschen es von Dir erwarten oder sich wünschen.
Ein “wegducken” bringt Dir vielleicht eine kurzfristige Erleichterung, doch es bringt Dir noch mehr, wenn Du die Fähigkeiten lernst, die dem Problem dauerhaft ein Ende setzen. Was sagst Du dazu? Schreib mir gerne einen Kommentar, weil mir Deine Meinung wichtig ist.
Deine Tanja